Liebe Kolleginnen und Kollegen im Rat, verehrte Bürgerinnen und Bürger der Stadt Halver, sehr geehrter Herren Hesse vom Allgemeinen Anzeiger, liebe Zuhörerinnen und Zuhörer,
der Haushaltsentwurf 2020 liegt vor Ihnen und zwar in einer Form, in der wir ihn nicht verabschieden können. Auch im Jahr 2020 müssen wir einen ausgeglichenen Haushalt hinbekommen, wenn wir nicht auf die letzte Zahlung aus dem Stärkungspakt des Landes NRW in Höhe von rund 371.000¤ verzichten möchten. Ich bin sehr sehr sicher, dass wir das gemeinsam hinbekommen werden!
Ab dem Jahr 2021 wird es dann auch für Halver keine weiteren Landesbeihilfen aus dem Stärkungspakt mehr geben.
Die Aufgabenstellung besteht nun darin, rund 1,1 Mio¤ Defizit im Entwurf bis zum 2. Dezember in eine schwarze Zahl zu verwandeln, möglichst ohne die Realsteuerhebesätze dafür anzuheben.
Ich möchte Sie daher heute erneut ermutigen, bei Ihren anstehenden Haushaltsberatungen äußerste Ausgabendisziplin walten zu lassen und gleichzeitig kreativ nach Möglichkeiten für Mehrerträge zu suchen.
Größter Ausgabenposten im städtischen Haushalt ist die Gesamtbelastung durch die Kreisumlage. Das ist für sich gesehen erstmal nichts Neues, wissen wir doch, dass der Märkische Kreis in seiner Finanzplanung für das kommende Jahr eine Gesamtumlage auf allgemeiner und differenzierter Kreisumlage von 57,53% angekündigt hatte. Überraschend war jedoch, dass der Kreis im Rahmen der Benehmensherstellung seinen Kommunen mit Schreiben vom 12. September 2019 diese Umlage auf 60,81% schätzt, was zu einer Erhöhung der Zahllast von rd. 620.000¤ führt. 2,5% der knapp 3,3% Erhöhung entfällt dabei auf die sogenannte differenzierte Kreisumlage, welche die Kommunen ohne eigenes Jugendamt zahlen. Die Erhöhung ist besonders bitter für die Stadt Halver, weil sich auch die Bemessungsgrundlagen eigentlich sehr positiv entwickelt hatten. Wir können insgesamt froh sein, dass dieser Mehrbetrag weitgehend durch die Rückzahlung nach dem Einheitslastenabrechnungsgesetz (ELAG) wieder ausgeglichen wird (+502.000¤).
Genug gejammert, ich möchte Ihnen trotz dieser Rahmenbedingung erneut einen Haushalt vorschlagen, der für die Bürgerinnen und Bürger unserer Stadt sowie für die ortsansässigen Firmen attraktive Rahmenbedingungen und ein positives Umfeld bieten. Wie immer daher an dieser Stelle zunächst ein Blick auf das fast vergangene Jahr, bevor ich auf die Schwerpunkte der Planung 2020 eingehen werde.
Kommen wir zum Jahr 2020: Auf Transferaufwand und Kreisumlage bin ich am Anfang bereits eingegangen! Die Bürgermeister der Städte und Gemeinden im Märkischen Kreis werden versuchen, bis zur Benehmensherstellung bzw. bis zur Sitzung der Kreisausschusses am 12. Dezember noch Einfluss zu nehmen auf den Hebesatz. Eine Senkung der Landschaftsverbandsumlage (größter Ausgabeposten im Kreishaushalt) würde ggf. wie immer vom Kreis an die Kommunen "durchgereicht"!
Etwas mehr Sorgen bereitet mir das Beharrungsvermögen bei der Ermittlung der Finanzbedarfe und der Finanzkraft der Kommunen im Landesbereich, die sich direkt auf die Höhe der Schlüsselzuweisungen auswirken. So heißt es in einer Mitteilung des Ministeriums für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung des Landes NRW vom 09. Juli 2019 zu den Eckpunkten des Gemeindefinanzierungsgesetzes 2020: " Die Regelungen des GFG 2019 hinsichtlich der aus den Grunddaten zu entwickelnden Parameter (Gewichtungsfaktoren der Nebenansätze, Hauptansatzstaffel, fiktive Realsteuerhebesätze) werden daher zunächst weiterhin beibehalten."
Wie im vergangenen Jahr wird damit erneut die Chance vertan, die ungleiche Finanzmittelausstattung zwischen NRW-Metropolen und dem ländlichen Raum zugunsten des letztgenannten nachhaltig zu verändern. Im Ergebnis heißt das, dass sowohl der stark überhöhte Soziallastenansatz (Faktor 16,8) als auch die sogenannte Einwohnerveredelung (Ein Kölner ist das 1,54fache Wert wie ein Halveraner) beibehalten werden. Auch das System der "fiktiven Hebesätze wird beibehalten. Ich zitiere nochmal aus dem gleichen Papier: "Mit den fiktiven Hebesätzen wird verhindert, dass Gemeinden durch ihr spezifisches Verhalten hinsichtlich der tatsächlichen Ausschöpfung ihrer Finanzierungsquellen die Höhe der staatlichen Zuweisungen beeinflussen können."
Hierzu nochmal die Erklärung vom vergangenen Jahr: Bei der Festsetzung der gemeindlichen Steuerkraft verwendet das Land fiktive Hebesätze. Zwar kann jede Kommune im Rahmen der eigenen Finanzhoheit den Hebesatz im Stadtgebiet selbst festlegen, für die Berechnung der Kreisumlage beispielsweise ist jedoch der fiktive Hebesatz maßgebend. Bleibt eine Kommune mit ihrem Hebesatz unter dem fiktiven Hebesatz des Landes, so wird sie bei den Umlagen und letztlich bei der Festsetzung der Schlüsselzuweisungen des Landes reicher gerechnet als sie in Wirklichkeit ist. Genau dieser Fall tritt erneut im kommenden Haushaltsjahr hier bei uns in Halver ein. Der fiktive Hebesatz der Grundsteuer B liegt erneut bei 443 Punkten, unser eigener bei 430 Punkten. Dies bewirkt, dass die Stadt Halver um rund 80.000¤ reicher gerechnet wird als sie eigentlich ist. Insbesondere bei der Berechnung der Schlüsselzuweisungen sowie der Kreisumlage werden wir letztlich für bürgerfreundliche Realsteuerhebesätze bestraft.
Nun können wir die Landespolitik nicht direkt beeinflussen, daher zurück zum Haushalt 2020 der Stadt Halver: Auch 2020 steht eine Reihe von wichtigen Projekten an, die sie im Entwurf wiederfinden. Einige davon möchte kurz benennen:
Ich bedanke mich bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Rathaus für die professionelle, disziplinierte Arbeit für die Bürgerinnen und Bürger unserer Stadt. Sie haben bei ausgesprochen bescheidener Personaldecke gute Arbeit geleistet! Ich bedanke mich bei Markus Tempelmann und seiner Mannschaft für die Aufstellung des Haushaltsentwurfs 2020! Mein besonderer Dank gilt Annette Schulte, für die es der zweite Haushaltsplanentwurf ist, den sie aufstellt. Ich bedanke mich bei Ihnen verehrte Kolleginnen und Kollegen im Rat der Stadt Halver für Ihr Interesse und Ihre Geduld und wünsche Ihnen viel Freude beim Schmökern und gute aber bitte auch realistische Ideen, die unsere Stadt Halver weiter nach vorn bringen. Vielen Dank und gute Beratungen in den Ausschüssen!
Halver, 30. September 2019
Michael Brosch